Zeichnung des Myographen von Hermann von Helmholtz, Kupferstich, 1852 |
Zwei Jahre nach der Publikation seiner Messungen mit der elektromagnetischen Methode, veröffentlichte Helmholtz seine „Messungen über Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in den Nerven“1. Darin berichtet er über die weiterentwickelte grafische Messmethode zur Aufzeichnung der Zuckungskurven der elektrisch gereizten Muskel. Ein Grund, die bereits erfolgreichen Versuche mit der komplizierten elektromagnetischen Messmethode erneut durchzuführen, lag für Helmholtz in der einfacheren Ausführbarkeit und vor allem größeren Anschaulichkeit der grafischen Methode.
„Außerdem lasse ich mir jetzt einen Apparat mit rotierendem Zylinder zur Kurvenzeichnung bauen, mit dem ich neben manchem anderen auch hoffe, jedermann durch einen Versuch in 5 Minuten die Tatsache der Fortpflanzungsdauer in den Nerven vor Augen legen zu können. Damit beabsichtige [ich], im nächsten Sommer an den deutschen Universitäten herumzureisen und Vorstellungen zu geben.“2
Bei dieser Aufzeichnungsmethode ist der Muskel mit einem Stift verbunden, der bei jeder Zuckung des Muskels die vertikale Erhebung auf einen rotierenden Zylinder überträgt. Er zerlegt sich in drei grundlegende Bestandteile:
„ 1. Die Verbindungsstücke des zeichnenden Stiftes mit dem Muskel.
2. Das Uhrwerk, welches den Zeichenzylinder in gleichmäßige Umdrehung versetzt.
3. Die Vorrichtung zur rechtzeitigen Auslösung des electrischen Schlages, welcher den Nerven durchfährt.“3
2. Das Uhrwerk, welches den Zeichenzylinder in gleichmäßige Umdrehung versetzt.
3. Die Vorrichtung zur rechtzeitigen Auslösung des electrischen Schlages, welcher den Nerven durchfährt.“3
Der Aufzeichnungsapparat ist mit der bereits für die elektromagnetischen Messversuche verwendeten Apparatur, die den Muskel und das stromleitende Zwischenstück enthält, verbunden.
„Der Muskel wurde in demselben von Glaswänden eingeschlossenen und mit Feuchtigkeit gesättigten Raume aufgehängt, wie bei den früheren Versuchen. Sein Nerv wurde ebenfalls wieder über die vier dort befindlichen Drähte gelegt, durch welche es möglich war, bald der einen, bald der andern Nervenstelle von aussen her einen electrischen Schlag zuzusenden“4
Erst in dieser Kombination beider Apparatsteile – der Halterung für den Muskel mit der Glaskuppe und dem stromleitenden Zwischenstück zum einen und dem drehbaren Zylinder samt Zeichenstift – kann vom Myographen gesprochen werden, oder wie Helmholtz ihn zunächst auch nannte: Froschzeichenapparat. Der Begriff des Myographen oder Myographions leitet sich ab von Myo-, griechisch für Muskel, und -graph, von griechisch graphein für zeichnen, also „Muskelschreiber“. Es wird also eindeutig die aufschreibende Tätigkeit bezeichnet. Helmholtz hatte die grafische Einheit aber schon von Anfang an mitgedacht, sein Prototyp aus den ersten Versuchen besaß bereits ein Aufschreibesystem auf das er nun zurückkommt, um es für anschauliche und überzeugende Präsentationen einzusetzen.
1) Helmholtz, Hermann von (1852): Messungen über Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in den Nerven. In: Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin, S. 199–216.
2) Helmholtz in einem Brief vom 17. September 1850 an Emil du Bois-Reymond, in: Kirsten, Christa (u a. Hg ). (1986): Dokumente einer Freundschaft. Briefwechsel zwischen Hermann von Helmholtz und Emil du Bois-Reymond 1846-1894. Kirsten, Christa (Hg.). Berlin. S. 106.
3) Helmholtz 1852 – Messungen über Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung, S. 200
4) Helmholtz 1852 – Messungen über Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung, S. 200f.
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