Freitag, 28. Januar 2011

Hermann und die Frauen

Ein kleiner Exkurs in Helmholtz' Privatleben, weil's so schön ist. In einem Brief vom 14. Oktober 1849 an seinen "besten Freund" Emil du Bois-Reymond berichtet Helmholtz über die Vorzüge der weiblichen Gesellschaft (Helmholtz hatte zwei Monate vorher seine erste Frau Olga von Velten geheiratet): "Ich kann dir mit besten Gewissen empfehlen, Dir bei erster Gelegenheit eine ebenso liebenswürdige Frau anzuschaffen, wie ich sie mir erworben habe. Denn abgesehen von der für einen Junggesellen gar nicht zu beschaffenden Bequemlichkeit der Existenz und der Beseitigung einer Menge von Dingen, um die man sich sonst notwendig bekümmern muss, gibt es dem Geiste eine so vollständige Befriedigung in der Gegenwart, eine so ruhige Sicherheit des Besitzes, dass auch meine Arbeitsfähigkeit beträchtlich wieder zugenommen hat. Umgang, geistigen für mich und gesellschaftlichen für uns beide, haben wir noch wenig." Die Ehefrau als Mutti reloaded - ja, so war das damals! Emil du Bois-Reymond war auch zur Hochzeit eingeladen, schien aber ein echter Partymuffel zu sein, sodass Helmholtz alle Geschütze auffuhr, um ihn zur Teilnahme zu überreden: "Ich hoffe, dass Deine theoretische Überzeugung von der Unvernunft aller Festlichkeiten im menschlichen Leben, Dich wenigstens vermittels der materiellen Genüsse, so weit und so gut sie verabreicht werden, erbaut und erfreut zu werden, nicht verhindern wird. Ich kann Dich im Guten nicht von der Teilnahme an dieser Feierlichkeit dispensieren, weil ich es zu ungern sehen würde, wenn mein bester Freund an dem freudenreichsten Tage meines Lebens, dem Zielpunkte jahrelanger Bemühungen, keinen Teil haben wollte. Also überwinde deine Scheu gegen alle Leute, welche nicht Physiologen sind, und komm." Ob du Bois-Reymond dem Wunsch folgte, ist nicht überliefert. Überzeugungskraft und Humor hatte Helmholtz jedenfalls.

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